Erwin Wenzl
Der erste Parteimanager
Mit 1. Jänner 1952 wurde der damals 31jährige Jurist Dr. Erwin Wenzl Landesparteisekretär. Modernes Management prägte ab nun die ÖVP-Arbeit. Organisatorische, politische und propagandistische Arbeit standen im Vordergrund. Wenzl sorgte für eine straffe, schlagkräftige Organisation bis in die Gemeinden, integrierte die Bünde in die Parteiarbeit und stellte die ÖVP auf eine solide finanzielle Basis. In den 15 Bezirken wurden „Hauptbezirksreferate“ mit hauptamtlichen Mitarbeitern aufgebaut, ein Mitgliedsbeitrag und der Beitrag, den Mandatare zu leisten haben, wurden eingeführt. Erwin Wenzl ging aber auch im Marketing völlig neue Wege: landesweite Wahlzeitungen und Wahlfilme wurden erstmals unter seiner Führung erfolgreich in den Wahlkämpfen eingesetzt.
Konsequente Jugendförderung
1963 konnte die ÖVP stolz berichten: unter allen Großparteien hat die Volkspartei den höchsten Anteil an Gemeindemandataren im Alter von 25 - 30 Jahren. Die Förderung der Jugend war Dr. Erwin Wenzl immer ein besonderes Anliegen. Die von ihm ins Leben gerufenen „Jugendparlamente“, bei denen sich Bundes- und Landespolitiker den kritischen Fragen junger Menschen stellten, waren ein voller Erfolg für beide Seiten: Jugendliche konnten unmittelbar mit Politikern über alles diskutieren, was ihnen wichtig war. Und Politiker hörten direkt, was junge Menschen über die Entwicklung des Landes dachten. Die „Jugendparlamente“ haben viel dazu beigetragen, die ÖVP für junge Menschen zu öffnen und ihr somit eine gute Basis für die Zukunft zu legen.
Baumeister des modernen Oberösterreichs
1955 übernahm Dr. Erwin Wenzl nach dem überraschenden Tod seines Mentors Felix Kern das Baureferat des Landes. Getreu der Maxime, dass Bauen ein Dienst für den Bürger sei und gute Straßen eine Voraussetzung für Lebensqualität und eine florierende Wirtschaft bilden, initiierte Wenzl den Bau von 4 Autobahnen, leitete die Errichtung von 5 der 8 Donau- und 1844 anderen Brücken in die Wege, forcierte den Ausbau des Güterwegenetzes und schaffte es, sämtliche Straßen Oberösterreichs staubfrei zu machen: immerhin eine Steigerung von 12% auf 100% in gut 20 Jahren!
Landeshauptmann Erwin Wenzl
Bereits 1968 folgte Dr. Erwin Wenzl Heinrich Gleißner als Landesparteiobmann nach, am 3. Mai 1971 übernahm er auch dessen Amt als Landeshauptmann. Sowohl in der Volkspartei als auch in der Landesverwaltung modernisierte und straffte Wenzl die Organisation, wobei er großen Wert auf Statistik und Analysen legte. Er begründete den statistischen Dienst im Amt der Landesregierung und passte Programm und Praxis der Volkspartei der geänderten Bevölkerungsstruktur an.
Umweltschutz - ein neues Thema
Mit einem feinen Gespür für kommende Entwicklungen rückte LH Dr. Wenzl bald nach Amtsantritt den Umweltschutz ins politische Blickfeld: „Beispielgebend für das ganze Bundesgebiet“ (OÖN, 7.12.1971) wurde 1972 zum weltweit ersten Umweltschutzjahr erklärt. Im Mittelpunkt stand die Sanierung der Seen und Flüsse, was auch umfangreiche und teure Ortskanalnetze erforderlich werden ließ. Aber auch die hundert Orts- und Stadtumfahrungen leisteten einen enormen Beitrag zur Lärm- und Abgasverminderung.
Wenzl der Löwe
Bei der Landtagswahl 1973 stellte die ÖVP bewusst Erwin Wenzls Persönlichkeit in den Vordergrund. Die ÖVP präsentierte Wenzl, der im Sternzeichen des Löwen geboren wurde, in bis heute unvergessenen Plakaten und Broschüren als Löwe, auf einer Honda und mit seinem Regierungsteam im geländetüchtigen Haflinger. Erwin Wenzl – der Schrittmacher einer sicheren Zukunft! Ideenreich war auch die JVP: angefangen bei den Diskussionen unter dem provokanten Motto „Politiker in der Zange“ bis hin zur Wenzl-Ralley „Auf der Spur des Löwen“ ließ sie der Kreativität freien Lauf. Es gab sogar einen eigenen Wenzl-Song!
Im Einsatz für Oberösterreich
In punkto Arbeitsplatzsicherung machte sich Wenzl bereits 1972 für den Verbleib der VOEST- Generaldirektion in Linz stark. Auch Raumplanung war ihm stets ein großes Anliegen: auf seine Veranlassung hin beschloss der Landtag 1972 das Raumordnungsgesetz. Die Erstellung von Flächenwidmungsplänen in den Gemeinden förderte er durch Zuschüsse zu den Planungskosten. Als erster Landeshauptmann unterstützte er die Regionalisierung des ORF zur Stärkung der Landesstudien. Ein besonderer Erfolg Wenzls war auch die 1974 vorgeschlagene Objektivierung der Bestellung von Lehrer- und Schulleiterposten.
"Nie gescheut, Verantwortung zu tragen"
Als sich Wenzl 1977 aus der Landespolitik zurückzog, konnte er mit gutem Gewissen sagen: „Ich habe mich nie gescheut, Verantwortung zu tragen“.
Früh genug hat er für eine geregelte Nachfolge gesorgt und übergab 1977 sein Amt an seinen jahrzehntelangen engen Mitarbeiter Dr. Josef Ratzenböck. Große personelle Veränderungen gingen aber weder mit der Landtagswahl noch mit der Amtsübergabe einher: die Landesräte Possart und Trauner arbeiteten weiter tatkräftig, Dr. Spannocchi wurde 1973 Erster Präsident des Landtages und Leopold Hofinger folgte dem im Mai 1978 früh verstorbenen Johann Diwold nach. Johann Winetzhammer stieß 1977 zum Regierungsteam hinzu.